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Carolingermahlzeit 2017

Dr. Frank Albrecht Uhlhorn, Pastor an der Marienkirche in Osnabrück, spannte auf der Carolingermahlzeit am 1. Dezember 2017 einen weiten Bogen zwischen Mittelalter und Neuzeit sowie zwischen Bernhard von Clairvaux und Martin Luther. In seinem pointierten Vortrag verwies er darauf, dass mit Bernhard der „Triumphalismus“ in der katholischen Kirche in Frage gestellt wurde. Nicht mehr der goldgekrönte Herrscher Jesus Christus – auch am Kreuz auf Golgatha König – wurde Sinnbild des Glaubens.

Bernhard sah das Elend des Gekreuzigten, sein Scheitern in der Welt, und er sah in Jesus den Gottvater, der mit diesem Elend Mensch geworden war. Gott zeigte sich am Kreuz als der Mensch, der ins Elend gefallen ist und sich daraus befreien muss. Diese Befreiung ist mit Blut und Wunden verbunden, die die Seele reinigen. Diese mystische Annahme des Glaubens zeigt sich bei Martin Luther in seiner „theologia crucis“.

 

Hierin sah Pastor Uhlhorn einen Brennpunkt im Vortragsthema „Die Mystik Bernards als überkonfessionelle Ellipse in der Theologie Martin Luthers“. Der andere Brennpunkt war die Wirkmächtigkeit Bernhards (1090 – 1153), der als Abt von Clairvaux so viele Novizen begeisterte, dass in jedem Jahr zwei neue Klöster gegründet werden konnten. So nahmen die Zisterzienser europaweit Einfluss und kultivierten öde Landstriche. Diese entbehrungsreiche Tätigkeit forderte einen hohen gesundheitlichen Tribut.

 

 

Die Auszehrung des Körpers (die durchschnittliche Lebenserwartung der Mönche betrug nicht mehr als 30 Jahre!) war im Sinne Bernhards, der der Seele die Last des Körperlichen nehmen wollte. Bernhard reformierte in diese Richtung den Zisterzienserorden so stark, dass er als zweiter Ordensgründer bezeichnet wurde. Das Programm Bernhards manifestierte sich darin, im Kloster zu leben und zu lernen, dass die „Liebe das Endziel des christlichen Lebens“ ist.

 

Askese ist der Weg, um die Begierde zu läutern. Im Kloster sollten die Mönche sich von den Bedürfnissen des Körpers befreien, aber nur so weit, dass sie nicht starben.

Das daraus entstehende körperliche Elend ist gewollt, denn seit „Jesus Christus Fleisch angenommen hat und unter uns gewohnt hat, ist unser Elend zum Elend Gottes geworden“ (theologischer Quantensprung). Jesus Christus war Verlierer, der zwangsläufig auf und an der Seite der Armen und Schwachen steht. Verinnerlichen können wir diese unerhörte mystische Sicht Gottes durch die Liebe. Gott liebt uns und Jesus Christus ist das Bild dieser Liebe.

 

„Schwere Kost“ wurde mit diesem Vortrag den Carolingern geboten, die sich nicht direkt in Fragen aufspalten ließ, aber wohl noch länger die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigen wird. Leichter zu verdauen war dann das weihnachtliche Büffet, das im Haus Rahenkamp in Voxtrup servierte wurde. Das Büffet wurde von dem Vorsitzenden, Dr. Eckhard Höckelmann, nach Worten des Dankes an den Referenten eröffnet.

 

Klaus W. Kafsack


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11.12.2017 Kategorie: Aktuelles Erstellt von: superadmin