Gedenktafeln restauriert

Im Tordurchgang rechts hinter dem Eisernen Tor befinden sich zwei Gedenktafeln, die lange Zeit ein wenig beachtetes Schattendasein geführt haben. Die Oberflächen waren teilweise verwittert und die Schrift kaum noch lesbar. Jetzt hat der Carolingerbubnd beide Tafeln restaurieren lassen. Sie erstrahlen wieder in alter Frische.

 

Der alte Zustand

Beide Tafeln markieren zwei wichtige Geschehnisse in der Geschichte des Carolinums. Die linke Tafel erinnert an die Gründung der Schule durch Kaiser Karl den Großen im Jahre 804 - dieses Faktum ist jedem Carolinger bekannt. Die rechte Inschrift ist jedoch den meisten Schülern, Lehrern und Besuchern unverständlich. Deshalb soll hier der historische Hintergrund der beiden Tafeln erhellt werden.

 

 

„1802 war das Hochstift Osnabrück säkularisiert worden, das folgende Jahrzehnt war für das Stift und die Domschule besonders schwer, und mehr als einmal schien das Weiterbestehen des Carolinums in Frage gestellt." - So beginnt ein Aufsatz von Joseph Schwetje über „Das Gymnasium Carolinum im 19. und 20. Jahrhundert."

In der Zeit der französischen Fremdherrschaft, den politischen Wirren der Zeit danach, der finanziellen und raumlichen Not und des erheblichen Lehrermangels tauchte mehrfach der Plan auf, das Carolinum mit dem Ratsgymnasium zusammen zu legen, ein Gedanke, der u.a. von Bürgermeister Stüve befürwortet wurde.

 

Diesen Plänen wiedersetzte sich der Weihbischof von Gruben vehement und wendete sich 1815 an den neuen Landesherren in Hannover. Nach langen Verhandlungen setzte die Königlich Großbrit.-Hannoversche Regierung eine „Schulkommisssion für das Carolinum" ein. Sie bestand aus 3 geistlichen und 2 weltlichen Mitgliedern, die Oberaufsicht blieb allerdings bei der Königlichen Regierung in Hannover.

 

Diese Schulkommission hattte weitgehende Vollmachten und führte zu einer Reorganisation der Schule. Die Klassenzahl wurde erhöht, die Lerninhalte festgelegt, für jede Klasse wurde ein Lehrer fest angestellt und bezahlt und ein neues Schulgebäude sollte gebaut werden. Die Königl. Großbrit. Hannoversche Regierung bestätigte die endgültige schulische Gestaltung des Carolinums durch einen Cabinetsminister am 14. Dezember 1820.

 

Hierdurch wurde der Weiterbestand und das Weiterbestehen des Carolinums gesichert. Es ist zu vermuten, dass die beiden Tafeln im Tordurchgang im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Schulgebäudes enststanden sind. Es wurde am 22.8.1822 eingeweiht (ist aber schon wieder 1828 abgebrochen worden). Georg IV. wird am 29.Januar 1820 nach dem Tod seines Vaters König von Großbritanien und Hannover. Inwieweit er sebst die beiden Tafeln iniziiert hat oder ob sie aus Dankbarkeit von dem neu eingesetzten Direktor Marcelinus Georgi vorgeschlagen worden sind, ist nicht überliefert. Auf jeden Fall wird Georg IV. als Vater der neuen Schulgestaltung und der Sicherung der Schulexistenz mit dem Gründer Karl gleichgesetzt. 46 Jahre später fällt Hannover an Preussen. Das Ergebnis dieses Wechsels ist die Auflösung der Schulkommission und die Ausschaltung der Bischöflichen Schulbehörde. Dadurch wird das Carolinum offiziell ein „Königliches Gymnasium" Carolinum.

(Verg. hierzu den Artikel über Karl Bueren inder Schola Carolina Nr. 169, Febr. 2015)

 

H. J. Schmidt-Rhaesa